Schnuller abgewöhnen – sanft, liebevoll und mit Erfolg
Warum brauchen viele Babys einen Schnuller?
Der Saugreflex ist bei Kindern angeboren. Die meisten Babys saugen bereits in der Schwangerschaft am Daumen und verspüren dadurch ein angenehmes Gefühl. Auch das Saugen an der mütterlichen Brust nach der Geburt und das beruhigende Sättigungsgefühl wird mit diesem Reflex verbunden. Kein Wunder also, dass sich viele Neugeborene und Babys mit einem Schnuller trösten lassen. Im Laufe der kommenden Monate wird er zu einem treuen Begleiter, dient als Einschlafhilfe und spendet in vielen Situationen den nötigen Trost. Im Kleinkindalter kommt jedoch die Zeit, sich langsam vom Schnuller zu verabschieden. Vor allem Kieferorthopäden und Zahnärzte alarmieren die Eltern: sie sollten den Nuckel rechtzeitig abgewöhnt haben.
Die Folgen des Schnullers – Zahnfehlstellungen und offener Biss
Zu häufiger oder zu langer Schnullergebrauch lässt vor allem in der Zahnmedizin die Alarmglocken läuten. Die Folge sind Zahnfehlstellungen und der sogenannte offene Biss. Hierbei werden die Schneidezähne in Ober- und Unterkiefer durch den Schnuller auseinandergedrängt. Das Abbeißen ist später nur noch erschwert möglich und umständlich. Das natürliche Kieferwachstum gleicht solche Fehlstellungen bis zu einem gewissen Alter noch aus. Je älter das Kind wird, desto schwieriger ist der Ausgleich. Die schiefen Zähne sind dabei nicht nur optisch in Makel. Es kann durchaus zu Problemen in der Lautbildung kommen, sodass eine gestörte Sprachentwicklung eine weitere Folge ist. Vor allem die Zischlaute S und Z sind hier betroffen. Gleichzeitig schließt der Mund nicht mehr richtig, wenn die Schneidezähne zu weit nach vorn driften. Das Kind atmen die ganze Zeit durch den Mund, die Mundhöhle wird trocken und begünstigt Karies, Erkältungskrankheiten und Mittelohrentzündungen. Zusammenfassend sorgt ein zu langes Nuckeln am Schnuller für:
- schiefe Zähne
- offener Biss
- Mundtrockenheit
- Karies
- Sprachprobleme
Schnuller bis wann – den richtigen Zeitpunkt finden
Wann ist nun der optimale Zeitpunkt, den Schnuller abzugewöhnen? Das fragt sich fast jede Mama, da der Nachwuchs natürlich an seinem Tröster hängt und nur ungern auf die Einschlafhilfe verzichtet. Hat sich das Baby einmal an den Schnuller gewöhnt, kann er frühestens nach dem achten Lebensmonat abgewöhnt werden. Hier wandelt sich der Saugreflex langsam zum Kaureflex um. Das Saugbedürfnis wird zur Angewohnheit und mit Trost und Entspannung verbunden. Bei den meisten Kindern ist das ein schleichender Prozess, sodass der richtige „Absprung“ nur schwer einzuschätzen ist. Eine Alternative in diesem Alter könnte ein Beißring oder ein ähnliches Spielzeug sein, was als Ersatz in den Mund gesteckt wird. Mit etwas Glück vergisst dein Baby seinen Nuckel von selbst und braucht ihn nach gewisser Zeit nicht mehr.
Die Realität sieht aber oft anders aus. Die meisten Kinder haben ihren Schnuller noch im zweiten und dritten Lebensjahr und geben ihn nur ungern her. Der richtige Zeitpunkt zum Abgewöhnen sollte bis zum dritten Geburtstag gefunden sein. Jetzt stellt sich nur noch die Fragen nach dem „wie“?
Schnullerentwöhnung am besten schrittweise – mit begrenzter Zeit
Die Schnullerentwöhnung sollte frühzeitig geplant werden und am besten Schritt für Schritt erfolgen. So wird dein Kind später leichter mit der Situation klarkommen oder den Schnuller vielleicht freiwillig abgeben. Außerdem musst du dich mit der Abgewöhnung nicht so sehr beeilen. Mit einer begrenzten Schnullerzeit am Tag nimmt das Gebiss kaum Schaden. Folgende Schritte sind hier sinnvoll.
Schritt 1: nur noch bei Bedarf
Beginne nach dem ersten Geburtstag damit, den Schnuller nur noch nachts, bei Autofahrten oder im Krankheitsfall anzubieten. Somit verhinderst Du den Dauergebrauch. Der Schnuller kommt also nur zum Einsatz, wenn er auch wirklich gebraucht wird und die Nuckelzeiten verkürzen sich.
Schritt 2: ohne Schnuller sprechen
Das Saugbedürfnis ist in der Regel nach wenigen Minuten befriedigt. Der Rest am Schnullerverhalten ist Gewohnheit, die langsam durchbrochen werden kann. Lass dein Kind zum Beispiel immer nur ohne Schnuller im Mund sprechen. Manche Eltern entwenden den Schnuller auch aus dem Bett, wenn das Kind eingeschlafen ist.
Schritt 3: nur noch ein Schnuller im Haus
Reduziere die Anzahl an Schnullern in der Wohnung. Es dürfen nicht mehr mehrere Modelle in greifbarer Nähe liegen. Wird der Schnuller nicht gesehen, verlangt das Kind oft nicht danach. Geht der Schnuller kaputt, sollte es keinen neuen als Ersatz geben.
Schritt 4: Rituale schaffen
Irgendwann wird der Schnuller nur noch bei bestimmten Situationen zum Einsatz kommen, beispielsweise abends beim Einschlafen. Auch hier helfen Rituale beim Abgewöhnen. Ab etwa 2,5 Jahren darf das Kind beispielsweise beim Vorlesen noch ausreichend nuckeln, beim Einschlafen aber nicht mehr. So lernt es auch ohne Hilfe einzuschlafen und der endgültige Abschied vom Schnuller fällt nicht mehr zu schwer.
Endgültiger Abschied: Schnullerfee, Schnullerpäckchen und andere Tipps helfen
Irgendwann ist der Tag gekommen, sich endgültig vom Schnuller zu trennen. Der Abschied fällt vielen Kindern mit einem kleinen Ritual oder einer kleinen Geschichte deutlich leichter. Ganz wichtig: dein Kind soll bei der Trennung mitentscheiden können und muss diesen Prozess bewusst erleben. Ein heimliches Wegwerfen oder Entwenden ist keinesfalls denkbar. Manche Kinder werfen ihren Schnuller selbst in den Müll, wenn er kaputt gegangen ist. Andere geben ihn bereitwillig dem Weihnachtsmann mit, um ein schönes Geschenk zu bekommen. Diese und noch viele andere Rituale helfen beim Abschied und sollten genau auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt sein. Für die meisten Mamas und Papas haben sich folgende Methoden bewährt:
Idee | Details |
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Schnuller-Fee |
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Schnuller-Baum |
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Päckchen packen |
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Neugeborenes |
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Bücher für Kinder
Darüber hinaus gibt es viele Bücher, die den Abschied begleiten. Beginne beim abendlichen Vorlesen langsam, die schnullerfreie Zeit zu thematisieren. Die Kinder werden langsam groß, Eltern sind stolz und das Leben geht auch nach dem Abschied mit Freuden weiter. Natürlich bieten auch die Bücher kein Patentrezept und jede Geschichte kommt anders bei den Kindern an. Allerdings ist es ein Versuch wert, das Thema auf kindlicher Ebene zu berühren. Folgende Bücher sind empfehlenswert:
Klaus Schnullermaus: mit Klaus der Maus den Schnuller abgewöhnen
Eine schöne Geschichte für Kinder ab 2 Jahren. Dabei geht es um den großen fußballbegeisterten Jungen Peter, der immer noch einen Schnuller hat. Eines Tages scheint aber die Schnullermaus im Haus gewesen zu sein und eine spannende Suche beginnt.
Die kleine Schnullerfee – als Bilderbuchgeschichte
Das klassische Märchen über die Schnullerfee – mit vielen schönen Bildern. Das Buch ist für Mädchen und Jungen geeignet, die langsam mit der Schnullerfee in Kontakt kommen sollten. Im Buch selbst schreibt die Fee sogar einen Brief an das tapfere Kind.
Moritz Moppelpo braucht keinen Schnuller mehr – mit vielen Klappen
ISBN-10: 9783760764412 (Amazon)
Manchmal können sich Kinder viel besser in Tiere reinversetzen. In diesem Buch kämpft der kleine Hase Moppelpo mit dem Abschied seines Schnullers und beweist sich als Buchreihe in vielen anderen Aufgaben des Kinderalltags.
Lob und Konsequenz – die Schlüssel zum Erfolg
Eltern sollten wissen: der Schnuller kann nicht schlagartig abgewöhnt werden. Das Entwöhnen ist ein Prozess, der lange geplant und gut durchgehalten werden muss. Bei jedem Kind werden die einzelnen Phasen unterschiedlich ablaufen und jedes Kind bringt seine eigenen Bedürfnisse mit. Wichtig sind hierbei zwei Grundpfeiler: Lob und Konsequenz. Ist der Schnuller einmal weg, darf er auch in einem traurigen oder schwachen Moment nicht wieder hervorgeholt werden. In solchen Situationen helfen nur Lob und Geduld. Dein Kind braucht viel Liebe und Zuwendung in dieser schweren Situation. Schließlich fällt es nicht leicht, plötzlich auf den so treuen Begleiter und Tröster zu verzichten. Ablenkung, gemeinsames Kuscheln und neue spaßige Rituale können jedoch helfen.
Die Realität: wie schlimm wird der Schnullerentzug wirklich?
Viele Altern haben Angst vor diesem wichtigen Schritt im Leben ihres Kindes. Und meist kommt es weniger schlimm, als erwartet. Da geht zumindest aus vielen Meinungen in Foren und Elterngruppen hervor. Manche Mütter hätten den Schnuller am liebsten viel eher weggelassen, wenn sie gewusst hätten, wie einfach alles abgelaufen ist. In der Regel kannst du dich auf eine schwierige erste Nacht bzw. sogar erste Woche einstellen. Nach maximal zwei Wochen sollte der Schnuller aber kein Thema mehr sein und auch das Einschlafen ist dann reine Gewohnheitssache.